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Mehrweg statt Einweg – das ist nicht nur ein Trend, sondern eine ökologische Notwendigkeit, gerade im Lebensmitteleinzelhandel. Doch wer nachhaltige Spüllogistik für Mehrwegverpackungen im großen Stil umsetzen will, merkt schnell: Die Idee ist einfach, die Umsetzung komplex. Technische Hürden lauern dabei nicht nur im Spülprozess selbst, sondern überraschend oft in kleinen Details – zum Beispiel auf dem Etikett.

Das Herzstück: Ein universelles Spülverfahren

Das Rückgrat eines funktionierenden Mehrwegsystems ist ein zuverlässiger, standardisierter Reinigungsprozess. In der Praxis bedeutet das: unterschiedlichste Verpackungsformen, Materialien (z. B. PP, PET) und Verschmutzungsgrade müssen effizient und hygienisch gereinigt werden – und zwar mit reproduzierbarer Qualität, unabhängig vom Spülstandort.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Unterschiedliche Kunststoffe reagieren unterschiedlich auf Hitze oder Chemikalien, Sensoren zur mikrobiologischen Reinheitskontrolle müssen robust in industrielle Abläufe integriert werden, und das Tracking der Behälter muss auch nach der Reinigung noch fehlerfrei funktionieren.

Unsichtbare Störfaktoren: Etiketten und Kleber

Ein oft unterschätztes Risiko liegt buchstäblich auf der Verpackung: das Etikett. In unserer Analyse zeigen sich große Unterschiede in der Spülbarkeit und Rückstandsbildung verschiedener Etikettenarten:

EtikettenartSpülbarkeitRückständeErkennbarkeit nach
Spülung
Papier, wasserlöslich✅ Hoch🔽 Gering👍 Gut
Papier, Standartkleber⚠️ Niedrig✅ Hoch⚠️  beeinträchtigt
Kunststoff, permanent❌ Sehr niedrig⛔ Sehr hoch⛔ Stark beeinträchtigt
Kunststoff, löslich➖ Mittel➖ Mittel👍 Gut
Thermoetikett❌ Sehr niedrig✅ Hoch⚠️  beeinträchtigt

Legende:

  • ✅ / ❌ = Sehr geeignet / Nicht geeignet

  • ➖ = Eingeschränkt geeignet

  • 🔽 / ⚠️ / ⛔ = Gering / Kritisch / Sehr kritisch

  • 👍 / ⚠️ / ⛔ = Erkennbarkeit im Nachgang: gut / eingeschränkt / stark gestört

 

Vor allem hitze- und feuchtigkeitsresistente Kleber sind für die Spülung problematisch: Sie hinterlassen Rückstände, die nicht nur hygienisch bedenklich sind, sondern auch QR- oder RFID-Codes verdecken oder die erneute Etikettierung verhindern.

Die Lösung? Neue Etikettentechnologien, die sich zuverlässig im Kreislaufsystem entfernen lassen – entwickelt in enger Zusammenarbeit mit Verpackungs- und Etikettenherstellern.

Infografik zum Vergleich der technischen Risiken durch verschiedene Etikettenarten

Tracking & Daten: Wenn die Spülstraße digital wird

Ein weiterer kritischer Punkt ist die digitale Rückverfolgbarkeit jeder Verpackung. Spüldaten, Logistikdaten, Zustandserkennung – alles muss in Echtzeit verarbeitet und eindeutig einer Verpackung zugeordnet werden. Besonders bei verteilten Spülstationen und einer Vielzahl an Umläufen stellt das hohe Anforderungen an Datenqualität und Synchronisation.

Und was macht eigentlich die KI?

Künstliche Intelligenz spielt eine wichtige Rolle, etwa zur Vorhersage von Rücklaufmengen oder zur Optimierung von Reinigungszyklen. Doch sie bringt auch Risiken mit sich:

  • Bias: Falsche oder unausgewogene Trainingsdaten führen zu Fehlprognosen.

  • Black-Box-Effekt: Entscheidungen der KI sind nicht immer nachvollziehbar – problematisch in sicherheitskritischen Bereichen.

  • Fehlertoleranz: Das System muss auch bei Datenlücken oder Ausfällen stabil bleiben.

Unser Ansatz: hybride Modelle aus regelbasierten und KI-gestützten Analysen, ergänzt durch Monitoring und kontinuierliche Datenprüfung.

Fazit: Der Weg zur echten Kreislaufwirtschaft ist machbar – aber anspruchsvoll

Was auf den ersten Blick wie ein simples Reinigungsproblem aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als komplexes Zusammenspiel aus Materialkunde, Datenintegration, Etikettentechnologie und KI-gestützter Logistik. Wer eine funktionierende Mehrweg-Infrastruktur etablieren will, muss all diese Komponenten im Blick behalten – und vor allem die richtigen Fragen stellen. Zum Beispiel: Wie klebt eigentlich unser Etikett?